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Frauke Dannert am Stand von Rupert Pfab

Frauke Dannert am Stand von Rupert Pfab


Aufbruchstimmung in Köln: Am Sonntag ging die 45. Art Cologne zu Ende und vermeldete stolze 60.000 Besucher. Viele der Händler waren sich einig, dass nach einigen Jahren Hängepartie sich die Traditionsmesse wieder auf einem guten Weg befindet. Für viele hat sie Zukunftspotenzial. Galerist Christian Nagel aus Köln, Berlin und Antwerpen betonte: „Das war die beste Messe, die ich in Köln je gemacht habe.“ Er verkaufte unter anderem zwei Gemälde des Wolfgang-Hahn-Preisträgers John Miller aus der Serie „Everything is said.“ Unter den nach Köln zurückgekehrten Top-Galerien sind auch die Zürcher Hauser & Wirth, die der Art Cologne und ihrem allseits gelobten Direktor Daniel Hug den Rücken stärken möchten. „Ich sehe hier die Zeichen auf Grün“, sagt Anna Helwing, Associate Director bei Hauser & Wirth. „Es ist hier zwar nicht die Art Basel, aber es geht in die richtige Richtung. Wir sehen unser Engagement hier langfristig und möchten über die nächsten Jahre etwas aufbauen.“ Bei dem internationalen Top-Seller erwarben die Kunden im Open Space wiederholt Arbeiten von Phyllida Barlow. Mit dem offensiv geäußerten Bekenntnis der Schweizer zur Art Cologne machen Hauser & Wirth gute Werbung bei Galeristenkollegen, die ebenfalls großes Interesse an der wieder erstarkten Kölner Kunstmesse zeigen. Auch wenn die Verkäufe noch nicht überall stimmen: Die Art Cologne befindet sich in der Gesamtwahrnehmung im Aufwind.


In den unteren, eher gediegen daherkommenden Hallen herrschten etablierte Namen vor. Es wechselten teils hochkarätige Werke der Pop Art, des ZERO und der Klassischen Moderne ihren Besitzer. Klaus Benden aus Köln konnte die Shaped-Canvas-Arbeit „Smoker“ von Tom Wesselmann für 2,3 Millionen Euro veräußern. Die Galerie Fred Jahn aus München verkaufte Arbeiten von Gerhard Richter zwischen 12.000 und 110.000 Euro. Auch in diesem Jahr führt der deutsche Malerfürst Richter die alljährlich zur Art Cologne erscheinende Rangliste der wichtigsten Künstler an, den seit 2008 beim Manager Magazin beheimateten „Kunstkompass“. Der in Köln und Berlin tätige Galerist Daniel Buchholz sprach von einträglichen Umsätzen im Preisbereich zwischen 14.000 und 100.000 Euro mit Arbeiten von Thomas Eggerer, Rebecca Quaytman, Isa Genzken und Cosima von Bonin. Die Galerie Eigen + Art gab das Ölgemälde „Zähmung“ von Neo Rauch für 680.000 Euro an britische Stiftung ab, im niedrigeren Preisbereich etwa Klaus Gerrit Friese Zeichnungen von Tatjana Doll aus der Serie „Girls“ zwischen 900 und 1.200 Euro, der Münchner Aussteller Hans Maulberger freute sich über die 290.000 Euro, die er für eine tachistische Leinwand Jean-Paul Riopelles aus dem Jahr 1959 erhielt, und bei der Galerie Schlichtenmaier über die 240.000 Euro für Horst Antes monumentale Leinwand „Großes Paar“.

Doch die Art Cologne ist nicht nur eine Messe für etablierte Ware. Sie punktete in den letzten Jahren auch als Entdeckermesse. Seit 2005 wurde das alternative Messeformat Open Space mit seiner offenen Architektur und freien Kojengestaltung etabliert. Für die aktuelle Ausgabe luden die Kuratoren Heike Munder vom Migros Museum in Zürich und Matthias Mühling vom Münchner Lenbachhaus 30 Galerien ein. In diesem Jahr fiel der Open Space allerdings etwas kleiner aus und rückte in den hinteren Bereich der oberen Halle; es wurden einfach mehr Quadratmeter an richtige Galerienstände veräußert. Über gute Resonanz freute man sich bei Kadel Willborn aus Karlsruhe. Die auffällige, kapellenartige Standarchitektur hatte der Münchener Benedikt Hipp entworfen. Auf seinen Ölgemälden und Papierarbeiten greift er die Architekturelemente wieder auf. Die Gemälde lagen preislich zwischen 4.800 und 12.000 Euro, die Papierarbeiten bei 1.800 Euro.

Auch bei Arndt aus Berlin hieß das Motto „site specificity“. Der Bildhauer Karsten Konrad, der Möbelelemente zu großen Akkumulationen verarbeitet, entwarf in seinem Atelier ein Raumelement speziell für den Open Space. Eine ungewöhnliche Videoarbeit fand sich dann am Stand der New Yorker Galerie Broadway 1602. Auf einem Metallgestell, das entfernt an einen Leuchtturm erinnern soll, stand ein Monitor mit einem Video der aus Ex-Jugoslawien stammenden Sanja Ivekovic, das zwischen 1987 und 2011 entstand. Der prozesshafte Schwarz-Weiß-Film verbindet lyrisch-biografische Elemente mit politischen Sequenzen des Kriegsausbruchs. Bei einer Auflage von drei Exemplaren war er mit 20.000 Euro ausgezeichnet. Johann König aus Berlin gelang der Verkauf einer sechsteiligen Fotoserie der Berliner Künstlerin Annette Kelm an eine Institution. Die Konzeptfotografin, die in diesem Jahr an der Biennale in Venedig teilnimmt, wurde zusammen mit der Bildhauerin Michaela Meise präsentiert.

Im Bereich der New Positions fiel die Förderkoje des in Brüssel lebenden Malers Abel Auer bei Sies + Höke aus Düsseldorf ins Auge. Auf den farbintensiven Malereien des deutschen Wahlbelgiers mischen sich Landschaftsszenen, Ornamente, Pflanzenteile und fast apokalyptisch wirkende Stimmungen, die ins Surreale hinübergleiten. Die Gemälde waren zwischen 4.000 und 10.000 Euro veranschlagt, die Papierarbeiten zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Galerist Mikael Andersen aus Berlin und Kopenhagen präsentierte in der Förderkoje den jungen deutschen Maler und Bildhauer Fritz Bornstück, der zur Zeit in Amsterdam lebt. Neben einem Gemälde eines maroden Duschvorhangs und einem Keramikpapagei mit abgeschlagenem Kopf stellte Bornstück mehrere Stelen aus bemalten Bierdosen vor, die paarweise für 3.500 Euro angeboten wurden (Gemälde: 15.000 Euro, Papagei-Edition: 900 Euro, Auflage: 10). Eine auffällige Förderkoje dann bei der Galerie Rupert Pfab aus Düsseldorf. Er unterbreitete den Messebesuchern die 1979 geborene Düsseldorferin Frauke Dannert mit Collagen, die die Ästhetik brutalistischer Betonarchitekturen der 1970er Jahre aufgreifen. Wände und Boden der Koje hat Dannert ebenfalls gestaltet und in die Gesamtpräsentation integriert. Die Collagen kosteten zwischen 650 und 2.500 Euro.

Die heimische Galerie Figge von Rosen überraschte mit einer offenen Standarchitektur und einer Petersburger Hängung mit Arbeiten auf Papier, unter die Fotografien des ehemaligen Kölner „Jungen Wilden“ Walter Dahn gemischt waren. Dahns neu abgezogene Unikate haben etwas Malerisches und fügten sich gut in die salonartig gehängten Zeichnungen und Aquarelle ein. Zwischen 5.000 und 10.000 Euro standen auf ihren Preisschildern. Für Einsteiger gab es von Dahn auch eine Fotoedition für 500 Euro in einer Auflage von 21 Stück. Zudem waren bei Figge von Rosen Zeichnungen von Fränze Hoppe für 1.200 bis 1.600 Euro oder Papierarbeiten des Schweizers Nic Hess für 1.000 bis 1.600 Euro zu haben. Der Belgier Koen van den Broek war hier mit Papierarbeiten um 3.500 Euro vertreten.

Die Art Cologne hat sich wieder einen festen Platz im Messekalender gesichert. Es wird sich zeigen, ob die starke Art Brussels, die Ende des Monats in zeitlicher Konkurrenz zum Gallery Weekend in Berlin stattfindet, ihren bisherigen Stellenwert halten kann. Die Art Cologne muss den direkten Vergleich mit dem Berliner Art Forum in diesem Jahr nicht mehr scheuen. Im Mai richten sich die Augen der Kunstmarktbeobachter aber auch nach Hongkong. Top-Galerien wie Gagosian, Neugerriemschneider, Tanya Bonakdar, Eigen + Art und Hauser & Wirth sind unter den Teilnehmern der Hong Kong International Art Fair. Man darf gespannt sein, ob auf dem asiatischen Kontinent jetzt wirklich das seit langem prognostizierte ganz große Geschäft mit westlicher zeitgenössischer Kunst gemacht wird. Wenn ja, dann dürften auch in Europa die Karten demnächst neu gemischt werden.










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